Wien (A) * 2007 * Kulturamt der Stadt Wien

Das Kulturamt der Stadt Wien hat die Gruppe WochenKlausur gebeten, anhand des legendären „Wehrmann in Eisen“ vorzuschlagen, wie mit Erinnerung und Vergangenheit umgegangen werden kann. Die 3 m hohe Ritterfigur neben dem Rathaus diente im 1. Weltkrieg der Kriegspropaganda, was heute weitgehend unbekannt ist. Die WochenKlausur erarbeitete anhand diese Beispiels verschiedene Vorträge für Gruppen und Schulen zur Auseinandersetzung mit verzerrten Erinnerungen.


Neben dem Wiener Rathaus, am Eingang zu den neuen Räumlichkeiten der Wiener Artothek (Museum auf Abruf) steht der „Wehrmann“, eine drei Meter hohe Ritterfigur aus Holz, die im 1. Weltkrieg der Kriegspropaganda diente. BürgerInnen waren damals aufgefordert, für die Kriegsfürsorge zu spenden und als Dank für ihr patriotisches Pflichtbewusstsein durften sie einen eisernen Nagel in die Statue schlagen. Die Holzfigur wurde so zum „Wehrmann in Eisen“.

Gedenktafeln, Mahnmale oder Straßennamen stützen das kollektive Gedächtnis und zeugen von vergangenen Ereignissen und Persönlichkeiten. Viele Zeichen und Namen freilich sagen uns heute nichts mehr oder sie werden in einem falschen Kontext gelesen. Eine Voraussetzung für das historisch bewusste Erinnern ist deshalb das Wissen rund um die Ereignisse.

Zudem werden Symbole einer unerwünschten Vergangenheit häufig entfernt. Über den Abriss von Denkmalen, die Umbenennung von Straßen oder das Weglassen von Informationen kann Geschichte im Interesse der jeweils herrschenden Kultur konstruiert werden. Die Gestaltung, Erhaltung oder Errichtung von Zeichen gehorcht dann dem Wunsch, positive Erinnerungen zu bewahren und die eigene Vergangenheit zu verklären. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 beispielsweise wurden in den Ländern des ehemaligen Ostblocks sämtliche gebauten Zeugen im Stil des Sozialistischen Realismus als kommunistische Verherrlichung abgerissen.

Anhand des „Wehrmann“ vor der Tür des Museums schlug die WochenKlausur auf Einladung des MUSA und des Kulturamts der Stadt Wien eine aktive Auseinandersetzung mit Erinnerung vor. Sie erarbeitete drei Vorträge, die für Gruppen und Schulen gebucht werden können und in den Museumsräumen stattfinden. Leicht verständlich, mit zahlreichen Bild- Ton- und Videomaterial aufbereitet, leiten sie eine anschließende Diskussion ein.

1. Kollektive Erinnerungskulturen: Bei jeder Denkmalsetzung wird das kollektive Gedächtnis angesprochen. Was ist der Sinn gemeinsamer Erinnerung und an welche vergangene Ereignisse und Personen ist eine Gesellschaft verpflichtet, sich zu erinnern? Bringt Erinnerungskultur die ethischen Leitvorstellungen einer Gemeinschaft symbolisch zum Ausdruck, folgt sie auch politischen Interessen?

2. Kunst - wenn es ums Erinnern geht: Kunstschaffende speziell aus der bildenden Kunst sind einerseits prädestiniert, über formale Umsetzung Intentionen, Inhalte und Emotionen auszudrücken. Sie haben andererseits aber auch immer wieder versucht, über radikale Formgebung oder Konzepte, der Erinnerung eine eigenwillige Note zu geben und vom Alltäglichen abzuheben.

3. Der Wehrmann in Eisen: Im ersten Weltkrieg gab es viele „Wehrmänner in Eisen“ und sie hatten alle dieselbe Funktion: über das patriotisch nationale Gewissen Geld für den Krieg zu sammeln.

Elisabeth Berger, Boriana Gueorguieva, Verena Pawlowsky, Christian Gmeiner, Harald Wendelin, Wolfgang Zinggl