Berlin (D) * 1998 * Kunstamt Kreuzberg, NGBK * 12 Wochen

Angesichts der Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt konzipierte die WochenKlausur 1998 in Berlin eine Workstation zur Entwicklung und Umsetzung von Ideen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Mit Unterstützung örtlicher Stellen wurde im Bezirk Kreuzberg ein Büro eröffnet, das als Ansprechstelle für Erwerbslose diente, die ihre Vorstellungen von Arbeit darlegen konnten und dabei von Expertinnen mit Vorschlägen zur Realisierbarkeit unterstützt wurden.


1998 hatte der Bezirk Kreuzberg die meisten Arbeitslosen und SozialhilfeempfängerInnen Berlins und trotz zahlreicher Initiativen wurde er von den Medien als "sozialer Brennpunkt" mit Tendenzen zur Verslumung abgestempelt. Eine Entspannung der kritischen Situation erhoffte sich die Politik damals vor allem von der Beendigung der Beschäftigungskrise. Die Verantwortlichen waren jedenfalls um eine Verbesserung der Schulungs- und Beratungsmaßnahmen bemüht.
Im Verständnis öffentlicher Vermittlungsstellen dienen Beschäftigung und Arbeit in erster Linie der Existenzsicherung. Darüber hinaus kann Arbeit jedoch auch als Beschäftigung der Menschen entsprechend ihren Fähigkeiten, Interessen und Ideen verstanden werden. Dann geht es nicht mehr um den Markt als wichtigstes Kriterium bei der Suche nach bezahlter Tätigkeit, sondern um die Bedürfnisse der Arbeitsuchenden.

Die WochenKlausur konzipierte eine workstation, bestehend aus einem „Info-Tank“, der Erwerbslose motiviert, ihre eigenen Vorstellungen von Arbeit zu entwickeln und einem „Think-Tank“, der bei der Umsetzung und beim Aufbau der individuell erarbeiteten Projekte hilft.

Natürlich fehlte dafür die Finanzierung. Es war daher notwendig, so viele Kontakte wie möglich zu knüpfen, um Aufmerksamkeit für das Projekt zu schaffen. Anzeigen wurden in Tageszeitungen geschaltet, das Arbeitsamt und andere Beratungsinstitutionen kontaktiert, öffentliche Veranstaltungen zum Thema organisiert und zahlreiche ExpertInnen unterschiedlichster Branchen zu Gesprächen eingeladen. Auf diese Weise konnten hilfreiche Kooperationen aufgebaut werden: Der Bezirk stellte ein Büro in gut frequentierter Lage zur Verfügung, Computer wurden von einer Servicegesellschaft beigesteuert, und Frauke Hehl von der Arbeitsloseninitiative Sprungbrett übernahm die Leitung der Initiative workstation. Endgültige Entscheidungen wurden zuletzt bei einem gemeinsamen Gipfel, einer Bootsfahrt auf der Spree getroffen.
Danach konnte die workstation ihren Betrieb aufnehmen: Im Info-Tank gab es Informationen auf türkisch und deutsch über bestehende Angebote und Unterstützung bei der Entwicklung und Formulierung von Ideen und Konzepten. Und im Sommer 1999 trat der erste Think-Tank in Aktion, mit dem konkrete Umsetzungspläne entworfen, Vorschläge auf ihre Realisierbarkeit überprüft und mögliche Kooperationspartner kontaktiert wurden.

Die workstation hat mittlerweile über zwanzig - teils ehrenamtliche – MitarbeiterInnen, befindet sich in Friedrichshain und die Finanzierung erfolgt über Spenden und Mitgliedsbeiträge.

www.workstation-berlin.org

Pascale Jeannée, Katharina Lenz, Christian Rupp, Michaela Schweiger, Paul Stefanowske, Malte Willms, Andreas Zinggl