Venedig (I) * 1999 * La Biennale di Venezia * 20 Wochen

Eingeladen als österreichischer Beitrag zur Biennale di Venezia, gründete die Wochenklausur in Mazedonien Sprachschulen für kosovo-albanische Flüchtlinge des Balkankrieges. Dieses von verschiedenen Organisationen finanziell großzügig unterstützte Projekt sollte die künftigen beruflichen Chancen der Flüchtlinge verbessern.


Fünf Monate lang arbeitete die WochenKlausur im österreichischen Pavillon der 48. Biennale in Venedig. An diesem internationalen Ort bot es sich an, die 200.000 BesucherInnen mit einzubeziehen und ein Projekt durchzuführen, das den Vertriebenen im Kosovokrieg – 300 km von Venedig entfernt - helfen sollte. Angesichts der zahlreichen jugendlichen Flüchtlinge, die bei Familien in kleineren Orten in Mazedonien untergekommen waren und seit Ausbruch des Krieges keinen Unterricht mehr besuchen konnten, nahm sich die WochenKlausur vor, ein Netz von Sprachschulen zu errichten.
Dafür wurden zunächst an der Grenze zum Kosovo - rund um Gostivar und Pristina -sieben Räumlichkeiten angemietet und als Schulklassen eingerichtet. Die Schulmöbel wurden vom Wiener Stadtschulrat bereitgestellt, zahlreiche Verlage in Österreich und Italien halfen mit Unterrichtsmaterialien und die Universität Venedig sponserte zwanzig Computer. Ein 18 Meter langer Sattelschlepper – bezahlt von der Caritas - transportierte das alles im Sommer 1999 nach Mazedonien.

Abgesehen von Möbeln und Lehrmitteln musste aber vor allem Geld zur Bezahlung der Gehälter und Raummieten aufgetrieben werden. Organisationen wie KulturKontakt, Rotary Club Wien, Initiative Frauen gegen den Krieg und die Firma Veuve Cliquot, sowie viele Private stellten insgesamt 48 000 Euro zur Verfügung. Eine deutliche Erhöhung des Betrages gelang der WochenKlausur zusätzlich noch mit der Veranstaltung einer Lotterie im Österreich-Pavillon der Biennale: für 20 Euro konnten BesucherInnen eine Überraschungstasche mit - von österreichischen und italienischen Firmen gesponserten - Preisen gewinnen.

Der Unterricht selbst wurde schließlich in Zusammenarbeit mit der mazedonischen Bürgerrechtsorganisation ADI (Association for Democratic Initiatives) organisiert und durchgeführt. Ihr Mitarbeiter Ardit Musliu fuhr mit einem Kleinbus, den die österreichische Filmproduktionsfirma PPM zur Verfügung gestellt hatte, regelmäßig alle Schulen an und belieferte sie mit dem Notwendigen. ADI engagierte auch die bezahlten LehrerInnen, die Unterricht in Englisch, Deutsch, Italienisch und Französisch anboten. Die Biennale Besucherin Jeannette Armer, eine Lehrerin aus Cambridge, erklärte sich zudem spontan bereit, ein Jahr lang unentgeltlich zu unterrichten.
Für die Absolvierung der Kurse erhielten alle TeilnehmerInnen ein staatlich anerkanntes Zeugnis. Als Bürgerrechtsorganisation, die in der Schulung von NGOs tätig war, besaß ADI die Befugnis, solche Zertifikate auszustellen.

Drei Jahre lang konnten die Sprachschulen finanziert werden. Ende 2000 wurden die Kurse in Mazedonien eingestellt, weil die meisten Flüchtlingsfamilien in den Kosovo zurückgekehrt waren, vier Klassen übersiedelten allerdings in den Kosovo und liefen dort noch ein weiteres Jahr.
Anna Artaker, Licia Dragotto, Pascale Jeannée, Stefania Pitscheider, Erich Steurer, Wolfgang Zinggl