Fukuoka (J) * 1999/2000 * Museum City Project * 12 Wochen

In Japan gründete die WochenKlausur eine Agentur zur Erweiterung des Unterrichts an Schulen, die eine breite Palette an „Learning-by-Doing“ –Projekten anbietet. Dieses Konzept sollte dem in Japan überwiegenden theoretischen Unterricht durch Einbeziehung der Praxis erweitern, was nach anfänglich starken Widerständen immer mehr akzeptiert wurde


SchülerInnen in Japan verbringen den Großteil ihrer Zeit mit der Vorbereitung auf Prüfungen, wobei das theoretisch Vorgetragene trocken gepaukt wird. Das spielerische und selbständige Erarbeiten des Lehrstoffs in praktischen Aufgaben ist nicht üblich.
Auf Einladung des Museum City Project hat die WochenKlausur deshalb eine Non-Profit Organisation gegründet, eine Agentur, die den Schulen in Fukuoka eine breite Palette an Vorschlägen für "Learning by Doing" anbietet. Unter der Anleitung von themenspezifischen Fachleuten setzen dabei die SchülerInnen ihre Kreativität ein und bewältigen gestellte Aufgaben zu ganz unterschiedlichen Themen.
Die Agentur arrangiert komplette Gesamtpakete mit konkreter Aufgabenstellung, mit entsprechender Betreuung durch die externen Fachleute, mit unterstützenden Materialien, vor allem aber mit einem maßgeschneiderten Ablaufplan über mehrere Tage.

Mit diesem Konzept stieß die WochenKlausur zunächst auf Skepsis. Da nutzten auch Präsentationen bei Schulfesten und -konferenzen, vor Bezirksvereinen, im Rathaus, an der Universität und sogar in Einkaufszentren nichts. Selbst das Angebot, anschauliche Probedurchgänge als Beispiele kostenlos durchzuführen, wurde nicht angenommen. In Japan brauchen Änderungen traditionell gewohnter Abläufe lange Vorbereitungszeiten und vor der Bildungsreform im Jahr 2002 wollte niemand so recht am Gewohnten rühren.

Bis zu jener Präsentation des Modells vor der Presse, bei der sich die Gruppe bei einem anwesenden Schuldirektor für seinen Vertrauensvorschuss bedankte. Es handelte sich offenbar um ein Missverständnis oder um einen Übersetzungsfehler. Der Dank der Gruppe sollte sich lediglich auf die bisherigen Gespräche mit dem Schulleiter beziehen, der Direktor bestätigte aber - wahrscheinlich aus Höflichkeit - einen Probegalopp seiner Schule. Bereits wenige Tage später, es war alles vorbereitet, arbeiteten Zwölfjährige mit einem Journalisten an einer Sportseite der größten japanischen Tageszeitung Nishi-Nippon. Zu Beginn des dreitägigen Experiments erklärte der Journalist den Aufbau seiner Zeitung und, um ihnen einen besseren Einblick in den Betrieb zu geben, führte er die SchülerInnen durch das Verlagshaus. Danach schrieben sie selbst Artikel, entwarfen Titel, wählten Bilder aus und layoutierten ihre Beiträge.
Nach diesem Beispiel konnten zwei weitere Schulen für Pilotprogramme gewonnen werden. Die eine baute mit einem Architekten Kartonhäuser, die andere bewarb mit einem Professor der Wirtschaftsuniversität kleine Geschäftsläden.
Heute trägt sich die Agency for School Activity with Professionals (ASAP) selbst. Sie verkauft ihre Gesamtpakete an Schulen, kümmert sich um den reibungslosen Ablauf der Programme, erweitert laufend das Angebot und heuert immer neue Fachleute an. Anstelle des gewohnten Frontalunterrichts kommen so zumindest manche Klassen gelegentlich in den Genuss, ihren Lehrstoff aktiv zu erarbeiten.

http://fukuoka.cool.ne.jp/asapweb


Fuji Hiroshi, Pascale Jeannée, Aiko Kirino, Yuko Kirino, Ulrike Kohnen-Zülzer, Karl Seiringer, Wolfgang Zinggl