Den Haag (NL) * 2005 * OpTrek * 4 Wochen

Im Den Haager Bezirk Transvaal, der vom niederländischen Städte-Umbauprogramm betroffen war, wurde eine Diskussionsplattform eingerichtet. Ziel war es, Konflikte in den unterschiedlichen Communities unter Beiziehung außenstehender Fachleute in einem dafür vorgesehenen Lokal zu diskutieren und zu bereinigen.


Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg und eine breite Landflucht in den Jahrzehnten danach führten in den holländischen Städten zu einem Bauboom. Zwei Millionen Wohnungen wurden zwischen 1945 und 1970 schnell und billig errichtet und ihr Zustand entspricht demgemäß heute nichteinmal mehr den Mindeststandards. Weil zudem das Wachsen der Städte auch noch weiter voran schreitet, entschloss sich die Regierung der Niederlande zu radikalen Revitalisierungsprogrammen. Ganze Stadtteile wurden geschliffen, um neue Wohnungen zu bauen und gleichzeitig die benachteiligten Bezirke sozial neu strukturieren zu können.

Während dieses Umbauprogramms nutzte der Kunstverein OpTrek leerstehende Wohnungen im Den Haager Stadtteil Transvaal für Kunstprojekte und lud auch die WochenKlausur ein. Obwohl zentral gelegen, galt Transvaal als Problembezirk mit einer Arbeitslosenquote von 70%, einem MigrantInnenanteil von 85 % und schlechter Wohn- und Infrastruktur.

Die WochenKlausur beschloss, Stadtgespräche zu etablieren. Nach zahlreichen Treffen mit Organisationen, BewohnerInnen des Bezirks und verantwortlichen StadtpolitikerInnen war klar geworden, dass neben den Problemen, die sich durch Absiedlung und Stadtumbau ergaben, vor allem das Zusammenleben der unterschiedlichen Communities Konflikte schuf. Themen, die den BewohnerInnen am Herzen lagen, sollten deshalb mit Fachleuten diskutiert werden können.

Trotz der zahlreichen Leerstände im Bezirk war die Suche nach einem geeigneten Raum für solche Veranstaltungen der schwierigste Teil des Projekts. Schließlich konnte ein Lokal in einem der neu errichteten Wohnanlagen dafür gewonnen werden.

Es galt aber auch Themen, TeilnehmerInnen und Termine für die ersten Gesprächsrunden zu fixieren, und eine bereits bestehende Organisation zu überzeugen, das ganze Vorhaben weiter zu führen. Für die längerfristige Koordination und Organisation des Programms hat sich schließlich das Instituut voor Verborgen Kennis, gemeinsam mit der Transvaaler Stichting Buurtdebatte und dem Mobiel projectbureau OpTrek bereit erklärt; finanziert vom Fonds 1818, von Oranje Fonds, Gemeente Den Haag und vom Forum voor Democratische Ontwikkeling.

Zwei Beispiele für Gesprächsrunden:

08.11.2005: Der öffentliche Raum. Wer darf ihn nutzen und verbessert die neue Stadtteilplanung seine Nutzung? Mit: Jeroen Geurst (Masterplan Transvaal); Egbert Schuttert (Stadtplaner, verantwortlich für die öffentlichen Räume in Transvaal); Klaas Hilverda (Stadtplaner, verantwortlich für den Bezirksplan). Moderation: Lucas Verweij (Direktor der Akademie für Baukunst, Rotterdam)

15.11.2005: Rechte für Illegale? Zahlreiche ImigrantInnen ohne Aufenthaltsberechtigung wohnen gemeinsam auf engstem Raum, ausgebeutet von Vermietern. Haben sie Rechte, obwohl sie keinen legalen Aufenthaltsstatus besitzen? Mit: Richard Staring (Wissenschafter, Erasmus Universiteit Rotterdam); Stef Blok (Abgeordneter), Stichting Prime ( Verein für Menschen ohne Aufenthaltsberechtigung). Moderation: Peter Horst (ehemaliger Chefredakteur des Haagsche Courant)


Sabrina Lindemann, Karin Nußbaumer, Petra Rattelband, Annechien Meyer, Martina Reuter, Manuela Zechner, Wolfgang Zinggl