Porto (Pt) * 2010 * Culturgest * 3 Wochen

In Porto konnte die WochenKlausur eines der vielen leeren Häuser für die kostenfreie Nutzung durch eine Gruppe von KunststudentInnen verfügbar gemacht werden. Gleichzeitig soll dieses Pilotprojekt Anregung für weitere derartige Studentenhäuser geben.


Die historische Struktur und Architektur in Porto sind einzigartig und trotzdem sind viele Gebäude und Wohnhäuser im Stadtgebiet aufgrund ihres schlechten Zustandes ungenutzt und stehen leer. Die Künstlergruppe WochenKlausur hat sich daher vorgenommen, diese Tatsache zum Ausgangspunkt ihrer Recherchen und Überlegungen für ein Projekt in Porto zu machen. Entsprechend weiterer Nachforschungen erfuhr die Gruppe, dass Porto zudem Standort der größten Universität des Landes mit über 27.000 StudentInnen – insgesamt mehr als 10 Prozent aller StadtbewohnerInnen – ist. Viele von Ihnen sind auf billigen Wohnraum angewiesen. Zusammenfassend lies sich also feststellen, dass Porto einerseits reich an ungenutzten Wohnflächen ist und andererseits reich an StudentInnen, die eine günstige Unterkunft suchen.

Da auch die Stadt Porto in Besitz vieler Immobilien ist, die renovierungsbedürftig und in dementsprechend unvermietbaren Zustand sind, unterbreitete die WochenKlausur der Stadt folgendes Angebot: Ein Gruppe von StudentInnen wird von der Stadt beauftragt, eines der leeren Häuser so zu renovieren, dass es wieder möglich ist, darin zu wohnen. Im Gegenzug dazuerhalten die StudentInnen das Recht, das entsprechende Haus für einen Zeitraum von mehreren Jahren mietfrei als Wohn- und Arbeitsstätte zu nutzen. Im Anschluss daran, bekommt die Stadt ein wieder bewohn- und vermietbares Haus zurück.

Der Künstlergruppe WochenKlausur ist es während eines 3-wöchigen Aufenthalts in Porto gelungen, die Verantwortlichen in der Stadt zu überzeugen, ein erstes Haus für ein solches Pilotprojekt zur Verfügung zu stellen. Parallel dazu konnte eine Gruppe von zehn KunststudentInnen gefunden werden, die genug Interesse zeigten, das angebotene Haus zu begutachten, um zu entscheiden, ob sie das Angebot annehmen möchten.

Wesentlich für den Erfolg des Projektes war es, ein Objekt zu finden, dessen Struktur stabil war und dessen Zustand es ermöglichte, die nötigen Renovierungen in Eigenregie durchzuführen. Die StudentInnen sind keine ausgebildeten FacharbeiterInnen, sehr wohl aber ist es ihnen möglich Fußböden zu erneuern, Wände zu verputzen und auszumalen, Fenster und Türen zu schleifen und zu lackieren und ein Haus in bewohnbaren Zustand zu bringen und zu erhalten.

Unter Berücksichtigung dieser Punkte und nach der ausführlichen Inspektion des angebotenen Hauses verhandelte die WochenKlausur sämtliche Details mit den beiden Projektpartnern Stadt und StudentInnen und erarbeitete einen entsprechenden Vertrag. Zudem wurde mit den StudentInnen ein konkreter Renovierungs- und Umbauplan, sowie eine Zeitstruktur erarbeitet. Schließlich stimmten beide Vertragspartner den Bedingungen zu und es konnten auch erste Sponsoren gefunden werden, die sich bereit erklärten, den ersten Teil der benötigen und teuren Baumaterialien gratis zur Verfügung zu stellen.

Dieses Pilotprojekt – so das Ziel der WochenKlausur – soll für weitere interessierte Hauseigentümer, wie Renovierer in Porto Vorbildwirkung haben. Der ausgearbeitete Vertrag ist daher ein Modellvertrag und kann von Stadt und StudentInnen jederzeit weitergegeben werden. Zudem haben sich eine Reihe an meinungsbildenden Persönlichkeiten in Porto (ArchitektInnen, JournalistInnen, UniversitätsprofessorInnen etc.) auf Anfrage der WochenKlausur dazu bereit erklärt, die Idee über ihre Netzwerke zu verbreiten.


Claudia Eipeldauer, José Pereira, Martina Reuter, Wolfgang Zinggl