Kivalina (USA) * 2012 * Alaska Design Forum * 12 Wochen

Die BewohnerInnen Kivalinas, einer kleinen Insel im Nordwesten Alaskas, leben ohne fließend Wasser, ohne Müllentsorgung und bedroht von zunehmender Erosion – einer Folge des globalen Klimawandels. Der WochenKlausur ist es gelungen, engagierte Fachleuten aus aller Welt mit BewohnerInnen zu vernetzen. Gemeinsam arbeiten die Teams nun an der Umsetzung von spezifischen Lösungen.


Während einer intensiven Recherche vor Ort und unzähliger Gespräche mit BewohnerInnen, der politischen und der Stammesvertretung sowie verantwortlichen Stellen im Land, konnte die WochenKlausur folgende Probleme identifizieren, die den ca. 400 EinwohnerInnen den Alltag erschweren:
* Der enge Lebensraum: In den im Durchschnitt etwa 70 m² großen Mehrgenerationenhäusern leben bis zu 15 Menschen.
* Toiletten oder fließend Wasser gibt es nicht. Stattdessen müssen Plastikeimer mit Klobrille Abhilfe schaffen. Wasser wird gegen Gebühr vom zentralen Tank geholt, fünf Gallonen kosten 25ct. Das Reservoir wird einmal pro Jahr, in der eisfreien Zeit befüllt, sofern die Komune die dafür notwendigen finanziellen Mittel aufbringen kann und der Fluss, aus dem das Wasser entnommen wird, keine Trübung aufweist. Das aber ist immer seltener der Fall. Im Sommer 2012 hat zudem ein Sturm die Rohrleitungen vernichtet und die örtliche Mülldeponie überschwemmt. Die BewohnerInnen misstrauen aber nicht nur deshalb der Reinheit des Wassers. Sorge bereitet ihnen auch die nahe gelegene weltgrößte Zinkmine, deren Abfluss in denselben Fluss speist, aus dem Kivalina sein Trinkwasser bezieht.
* Für die Müllentsorgung ist hier jeder selbst verantwortlich. Alle sind bemüht, trotzdem bleibt viel einfach liegen. Immer wieder auch Säcke mit menschlichen Abfall, die oft lecken und auslaufen.
* Viele in Kivalina jagen, fischen und sammeln Beeren, um ihren Bedarf an Lebensmittel zu decken. Das Einkaufen im lokalen Supermarkt ist teuer, frisches Obst und Gemüse ist kaum verfügbar.
* Die Insel schrumpft aufgrund des globalen Klimawandel, die BewohnerInnen müssen demnächst umsiedeln. Aufgrund der komplexen politischen und legalen Strukturen scheint das im Moment aber unmöglich.

Entsprechend der Ergebnisse und bezugnehmend auf die vielen baulichen Mängel an privaten und öffentlichen Gebäuden wurden verschiedene Fachleute angefragt, als ‘Agents of Change’ dem kleinen Dorf am Polarkreis Wissen und Resourcen zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam mit den BewohnerInnen werden alternative Modelle entwickelt und vor Ort auch initiiert. Um nachhaltige und lösungsorientierte Beziehungen zwischen den ExpertInnen und den DorfbewohnerInnen zu ermöglichen, wurde die Vernetzungs- und Informationsplattform relocate-ak.org geschaffen. Ein kuratorisches Team koordiniert alle Agents of Change und ergänzt die Teams bei Bedarf.
Die Agents of Change sind u. a.:
WissenschaftlerInnen des [a] Foreign Affairs Lab die sich den Problemen in Zusammenhang mit Wasserversorgung widmen.
Katherine Ball eine US-Künstlerin untersützt interessierte Kinder und Jugendliche im Ort einen Community Garden aufzubauen.
Studenten am Research Centre for Architecture, Goldsmith University, haben sich entschlossen die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Einflüsse und damit das komplexe Beziehungsgeflecht zum Thema “Relocation” in Kivalina nachvollziehbar und hinterfragbar zu machen.
Architecture Without Borders haben sich bereit erklärt vor Ort einen Raum zu schaffen, indem die Gemeinschaft in angenehmer Athmosphäre zusammenkommen und Relocation mit allen am Prozess beteiligten diskutieren kann.

Nisan Almog, Claudia Eipeldauer, Hannah Öllinger, Alon Schwabe