Gislaved/ Smålandsstenar (SE) * 2016 * Side Show * 4 Wochen

Mit Hilfe der Nachbarschaft und vor allem mit seinen BewohnerInnen sanierte die WochenKlausurund das Flüchtlingsheim in Smålandsstenar. Aus einem ausgedienten Hotel wurde ein Zuhause.


Schweden war im Herbst 2015 eines der Hauptziele für Flüchtlinge, die in die EU gekommen waren. Trotz des gut funktionierenden staatlichen Aufnahmesystems kam es aber zu Engpässen in der Unterbringung. Innerhalb weniger Wochen mussten allzuviele neue Unterkünfte gefunden und den neuen Auflagen entsprechend adaptiert werden.

Auch das leerstehende Hotel Smålandsstenar wurde auf kurzem Weg zu einem Flüchtlingsheim. Verständlicherweise hatte das dort engagierte Betreuungsteam des neuen Heims keine Zeit für eine adäquate Innenraumgestaltung. Insbesondere die tristen, dunklen Gemeinschaftsräume boten wenig Lebensqualität. Ziel der WochenKlausur war es daher, das Heim zu erneuern.

Gemeinsam mit den Flüchtlingen und der Leitung waren zunächst die notwendigen Maßnahmen erhoben und zusätzliche Vorschläge für Verbesserungen besprochen worden. Danach wurden gleich einmal alle Wände weiß gestrichen. Das allein war eine augenscheinliche Verbesserung. Vor allem war es eine enorme Motivation für die BewohnerInnen mitzumachen und gemeinsam Hand anzulegen. Teams für unterschiedliche Aufgaben und Arbeiten bildeten sich: zum Schleifen und Streichen von Türen und Kästen, zum Tapezieren von Sitzmöbel, zum Entfernen von unzweckmäßigen Raumteilern, zum Neulegen maroder Böden und zur Wandgestaltung mit Landkarten und Porträts der BewohnerInnen.

Mithilfe der Kunsthalle Gislaved organisierte die WochenKlausur Werkzeug und Material von lokalen Institutionen und Unternehmen aus der Nachbarschaft. Jede Unterstützung sollte dazu beitragen, das Flüchtlingsheim als Teil der Region anzunehmen und die “neuen SchwedInnen” als Chance für die schrumpfende Bevölkerungsdichte der Region zu erkennen.

Für den ehemaligen Hotelparkplatz – er wird als solcher ja nicht mehr gebraucht – wurden Hochbeete und Gartenmöbel aus Paletten gezimmert, für gemeinsame Aktivitäten mit BesucherInnen von außen. Eine eigene Gruppe aus Freiwilligen der Stadt und Flüchtlingen sorgt für deren Pflege.

Zuletzt wurde von der WochenKlausur eine langfristige Kooperation mit dem Gymnasium in Smålandsstenar vereinbart. Hilfreiche Unterstützung weiterhin haben auch Leitung und Eigentümer des Flüchtlingsheims zugesagt. Die WochenKlausur hat Ihnen alle aufgenommenen Kontakte und ein Netzwerk hinterlassen, das weitere Verbesserungen garantiert.

Das Projekt war als Best Practice Model und als konstruktiver Beitrag zur ambivalenten Debatte um die Flüchtlingsmigration gedacht. Das neue Erscheinungsbild sollte ein Gefühl von Zuhause und Zugehörigkeit vermitteln.

Zu Ende des Projekts wurden vor dem Heim zwei Fahnen gehisst. Entworfen und genäht von den Flüchtlingen. Auf der einen ist eine Friedenstaube, auf der anderen ein Elch zu sehen.

Hannah Oellinger, Manfred Rainer, Martina Reuter, Claudia Eipeldauer, Karl Seiringer, Stefan Wirnsperger, Denizhan Sezer, Irmi Fuchs