Civitella d´Agliano (I) * 1994 * Progetto Civitella * 6 Wochen

In der italienischen Gemeinde Civitella d’Agliano wurde ein von der älteren Bevölkerung lange gewünschtes Gemeinschaftszentrum mit einer Boccia-Bahn eröffnet.


Civitella d´Agliano ist ein kleiner Ort 90 km nördlich von Rom, in dem alljährlich das Progetto Civitella, ein Sommersymposium für Kunst aus vielen Ländern stattfand. 1994 wurde die WochenKlausur von der österreichischen Kuratorin für die Teilnahme nominiert. Civitella d´Agliano war eine schrumpfende Gemeinde, die Jüngeren verließen sie um Arbeit in den größeren Städten zu finden, die Älteren blieben zurück und machten einen großen Teil der Bevölkerung aus. Ihnen wurde seit Jahren ein kleines Gemeinschaftszentrum, ein Treffpunkt zum gemeinsamen Zeitvertreib versprochen. Die WochenKlausur hat sich die Erfüllung dieses Wunsches zur Aufgabe gemacht und sogleich in der Gemeindezeitung Comunitá einen Artikel lanciert um möglichst viele über das Vorhaben zu informieren.

Geldmittel für die Einrichtung einer kleinen Bar im geplanten Gemeinschaftszentrum wurden über eine Fotoaktion eingebracht. Die WochenKlausur malte eine große Ansicht des historischen Dorfzentrums von Civitella, vor dem sich die Leute fotografieren lassen konnten: Familien, Vereine, Bauer mit Schaf, Pfarrer mit Ministranten, Bäckerin mit Angestellten, Verliebte oder Sportfans. Die Aktion wurde ein voller Erfolg. Durch den Kauf der Fotos trugen die im Ort und der Umgebung lebenden Menschen ihren Teil zur Eröffnung des Zentrums bei.

Eine Bartheke mit Kühlvorrichtung und ein Geschirrspüler wurden besorgt und kurzerhand in zwei leer stehende Räume im Erdgeschoss des Gemeindeamtes gebracht. Auf diese Weise wurden die Räume vorläufig besetzt und der Gemeinderat aufgefordert, alternative Lokale anzubieten. Sehr bald wurde ein ungenutztes kleines Gebäude, wie gewünscht neben dem alten Boccia-Bahn, zur Einrichtung der Gemeinschaftsraumes angeboten.

Wann immer das Thema Boccia angesprochen wurde, schwärmten die Älteren von diesem Platz, den sie selbst angelegt und gepflegt hatten. Im Jahr 1981 wurde er dann leider für viel Geld kaputt saniert. Auf der neuen Bahn ist nicht ein einziges Mal gespielt worden.
Die WochenKlausur konnte mit einem langen Artikel in der Comunità zu diesem Anliegen abermals Aufmerksamkeit erreichen. Drei Tage nach Erscheinen des Artikels sagte der Bürgermeister den Rückbau und die Sanierung des Platzes zu und die Älteren der Gemeinde erklärten sich ihrerseits bereit, für die Instandhaltung zu sorgen, wie sie es früher auch getan hatten – und noch vor der Abreise der Gruppe wurde die Anlage wieder bespielt.
Martina Chmelarz, Katharina Lenz, Rosa Gasteiger, Friederike Klotz, Stefania Pitscheider, Erich Steurer, Wolfgang Zinggl